Station 4 - Am Nordarm
Der Nordarm
Im Vergleich zum Südarm fällt am Nordarm eines auf – der Fluss-arm wirkt natürlicher. Der Lauf windet sich hier teils schlängelnd durch die Wiesen, Bäume und Sträucher ragen weit in das ruhig fließende Wasser hinein.
Damit Wanderfische wie das Flussneunauge diese guten Struktur auch nutzen können, hat sich in der Vergangenheit einiges getan. Die Stauanlage an dieser Stelle wurde, wie viele andere Stauanlagen auch, in eine passierbare Sohlgleite umgewandelt. Wandernde Wassertiere haben somit zwischen Fischerhude und der Nordsee keine Barrieren mehr.
Es war einmal...
Ein Flussbinnendelta in Niedersachsen? Das gibt es nur noch hier in der Wümmeniederung. Die drei Wümmearme, wie wir sie heute kennen, sind der Rest eines riesigen Binnendeltas. Von den ca. 85 ehemaligen Flussarmen sind nur noch der Nord-, der Mittel- und der Südarm geblieben. Durch die Begradigung des Flusslaufes und die Zuschüttung der Altarme verschwanden Nebengewässer entweder ganz oder wurden in ihrem Strukturreichtum stark gemindert. Wie hier zu beobachten, sind diese Altarme teilweise wiederhergestellt worden und dienen nun zahlreichen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum.
Fortschritt durch Rückschritt
Was auf den ersten Blick aussieht wie Teiche, entpuppt sich beim zweiten Hinsehen als Überbleibsel alter Wümmearme. Zwischen diesen und dem Wümme-Nordarm besteht kein dauerhafter Wasseraustausch. Dadurch fließt das Wasser hier gar nicht oder nur sehr selten. Ein El Dorado für einige Fischarten – Schleie (Tinca tinca) oder Hecht (Esox lucius) beispielsweise legen in den vegetationsreichen Buchten ihre Eier ab. In den inselartigen Bereichen zwischen Wümme-Nordarm und den Altarmen können sich Röhrichte und Auwälder entwickeln, die als Lebensräume einer artenreichen Fauna fungieren. Altarme dienen auch dem Hochwasserschutz – über die Ufer tretendes Wasser aus der Wümme kann hier bei Hochwasser zurückgehalten werden. Die Bereiche flussabwärts werden somit entlastet.
Wer profitiert davon?
Ein großer Fan des Nordarms und seiner Altarme ist der Eisvogel (Alcedo atthis). Dieser „fliegende Edelstein“ ist trotz seines azurblau schimmernden Federkleids schwer zu entdecken. Bevor man ihn sieht, sind meist seine kurzen, scharfen Rufe zu hören. Bei der Jagd auf kleinere Fische ist für ihn eine klare Sicht von Vorteil. Daher bevorzugt er saubere Gewässer mit Kiesbänken. Diese lassen eine üppige Fischbrut erwarten. Weiterhin spielen sandige Uferabbrüche eine wichtige Rolle für die Brut. Alternativ gräbt er seine Brutröhren in den Wurzelteller umgestürzter Bäume.

