Station 2 - Am Mittelarm
Der Mittelarm
Graben oder Fluss? Bei den vielen Wasserläufen, die dieser Weg kreuzt, ist es manchmal gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten. Zwischen zahlreichen Gräben gelegen, befindet sich hier der Wümme-Mittelarm. Flussabwärts mündet er im sogenannten „Nassen Dreieck“ in den Nordarm. Der Mittelarm ist der „große Unbekannte“ unter den drei Wümmearmen: Während Nord- und Südarm mit dem Kanu befahren werden können, ist der Mittelarm fast auf seiner gesamten Strecke für das Wasserwandern gesperrt. Der Arten- und Naturschutz steht hier im Vordergrund.
Früher Flussautobahn...
Nach der Eiszeit bildeten sich in Norddeutschland ausgedehnte Überschwemmungslandschaften. Im Laufe der Jahre ist von diesen allerdings nicht mehr viel übrig geblieben. Einer Flussautobahn gleich saust das Wasser durch die begradigten und eingedeichten Arme – Überschwemmungen gibt es kaum noch. Hier am Mittelarm wurde in den 1990ern eine Zeitenwende eingeläutet: Renaturierung statt Ausbau, Überschwemmung statt regulierter Flussautobahn – dem Wasser wird mehr Raum gegeben.
... heute nasse Füße bitte!
Hier am Wümme-Mittelarm wird eine Wiedervernässung der Landschaft angestrebt. Seit den 1990er Jahren hat der Landkreis Verden etwa 800 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche angekauft.
Westlich des Ebbensieker Weges, zwischen Süd-, Mittel- und Nordarm, befindet sich das sogenannte „Nasse Dreieck“. Seit einigen Jahren gilt hier die Prämisse: Nasse Füße für Brut- und Rastvögel! Unter Federführung der örtlichen Jäger wird den tiefliegenden Bereichen mithilfe von Grabenstauanlagen aktiv Wasser zugeführt. Bekassine, Kiebitz und Brachvogel danken es. Ist die Brutsaison vorbei, trocknen die Wiesen ab und können gemäht werden. Im Winter stellen die großen Wasserflächen für Zugvögel auf dem Weg gen Süden ein passendes Rastgebiet dar.
Wer profitiert davon?
Eine Artengruppe, die diesen Rastplatz gerne in Anspruch nimmt, sind die Nordischen Schwäne (s. Bild). Wenn im hohen Norden die Gewässer zufrieren und die Erfolgsaussichten bei der Nahrungssuche schwinden, machen sie sich auf den Weg. An der Wümme sind es vor allem Sing- und Zwergschwäne aus Skandinavien und Westsibirien, die hier Halt machen. An der Wümme stellen die überfluteten Bereiche von Oktober bis ins Frühjahr die wichtigsten Rastplätze dar. Tagsüber suchen sie unter der Wasseroberfläche nach Gräsern und Pflanzen. Abends hingegen begeben sie sich in flache, gut überschaubare Wasserzonen. Ist Gefahr in Verzug, warnen sich die Tiere gegenseitig mit ihren trompetenartigen Rufen.