Station 1 - Am Südarm
Der Südarm
Ein begradigter, eingedeichter Flusslauf und Ufer, die geradezu „aufgeräumt“ erscheinen – der Wümme-Südarm fällt in vielerlei Hinsicht als stark veränderter Flusslauf auf. Bereits 1949 wurde die Wümme bei Borgfeld begradigt, in den 1970er Jahren folgte dann der Ausbau des Südarms. Dadurch wurde die Auenlandschaft für eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung trocken gelegt.
Durch die Eintiefung des Südarms wurde die Verbindung des Flusses zu seiner umliegenden Aue völlig gekappt. Stauwehre, die quer in den Fluss gebaut wurden, führten zu einer Unterteilung des Gewässers in mehrere Abschnitte. Das Ergebnis: Ein kanalartiger Fluss, welcher für Tiere und Pflanzen sowie zum Wasserwandern unattraktiv ist.
Gewässerunterhaltung
Warum sieht der Wümme-Südarm so „aufgeräumt“ aus? Nun, jahrzehntelang wurden hier Jahr für Jahr Sand- und Schlammbänke entfernt und die Ufervegetation zurückgeschnitten.
Sinn und Zweck dieser Maßnahmen war es, den ausreichenden Wasserabfluss des Flusses zu gewährleisten. Die Art und Weise der Unterhaltung hat einen großen Einfluss auf Sohl- und Uferstruktur. So kann z.B. der ökologische Zustand von Gräben und Gewässern durch eine weniger intensive Unterhaltung verbessert werden.
Mehr Wildnis wagen
Am Wümme-Südarm hat mittlerweile ein Umdenken stattgefunden. Getreu dem Motto „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ werden Pflegemaßnahmen mit Bagger und Mähkorb auf das Nötigste beschränkt. Zudem bleibt Totholz am Fluss liegen und ins Wasser hineinwachsende Bäume werden nicht entfernt.
Der natürliche Aufwuchs von Erlen wird durch das „Ankratzen“ der Flussufer sogar gefördert. Diese beschatten das Gewässer und sind für Tiere attraktiver. Hier am Ebbensieker Weg wurden zudem Strömungslenker eingebaut, welche der eher eintönigen Wasserführung des Südarms neuen Pepp einhauchen sollen.
Wer profitiert davon?
Manchmal ist weniger eben mehr - das gilt besonders im Fall der rechts abgebildeten Grünen Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia) im Hinblick auf die Gewässerunterhaltung. Strömungsberuhigte Flachwasserzonen mit angeschwemmtem Treibholz oder umgestürzten Bäumen bevorzugt sie, da sich hier oftmals
Sandbänke entwickeln. Dort verbringt die Larve der Grünen Flussjungfer etwa drei bis vier Jahre eingegraben im Gewässer-grund. Erst wenn sie geschlüpft ist, zeigt sie sich in der Luft. Die lange Entwicklungsdauer der Larven erklärt, warum die Grüne Flussjungfer so empfindlich auf intensive Gewässerunterhaltung reagiert. An der Wümme kommt sie inzwischen an vielen Flussabschnitten vor. In stark von der Unterhaltung geprägten oder ausgebauten Bereichen fehlt sie weiterhin.


