Sommer

Die Borgfelder Wümmewiesen im Sommer

Mit dem Ende des Frühlings sinkt die Balzaktivität vieler Vogelarten. Die Sommersonnenwende ist erreicht, die Tage werden langsam wieder kürzer. Die Temperaturen steigen in den beiden heißesten Monaten des Jahres (Juli und August). Auch das Bild der Wümmewiesen hat sich inzwischen stark gewandelt. Während im März überall noch Wasser auf den Wiesen und Weiden stand, sind die Flächen inzwischen weitestgehend abgetrocknet. Sonne und Regen haben in den letzten Wochen für eine sich reichlich ausbildende und hochwachsende Vegetation gesorgt. Spätestens im Juni erreichen viele Gräser eine Wuchshöhe von über einem Meter. Vieles was sich zu dieser Zeit in den Wiesen abspielt bleibt dem Auge des Betrachters verborgen. Erst wenn der Aufwuchs durch die landwirtschaftliche Nutzung einer Mahd oder Beweidung von den Flächen geholt wird, lassen sich die Wiesen und Weiden wieder etwas leichter überblicken.

Heimliche Vogelarten

Wer zwischen Mai und August nachts oder in der Dämmerung durch die Borgfelder Wümmewiesen läuft, der kann auf Rufe aufmerksam werden, die entweder von der Wachtel oder vom Wachtelkönig stammen. Zu Gesicht bekommen kann man die Rufer nur mit viel Glück. Die heimliche Lebensweise im hohen Gras und die bevorzugte Nachtaktivität bei der Balz sorgen dafür, dass diese Vögel nicht besonders bekannt sind. Selbst ihre Namen laden zu Fehlannahmen ein, denn die Bezeichnung dieser Vögel lässt vermuten, dass es sich um die verschiedenen Geschlechter ein und derselben Vogelart handelt. Dem aber nicht so.

Aufgrund ihrer ähnlichen Lebensweise sind sie sozusagen miteinander „verwachtelt“ worden. Dabei handelt es sich um zwei völlig verschiedene Vogelarten: Der Wachtelkönig ist eine Ralle und damit näher mit einem Kranich verwandt als mit der Wachtel. Diese wiederum gehört zu den Hühnervögeln. Dennoch spielt sich das Leben beider Arten oftmals nebeneinander unter dem hohen Bewuchs aus Gräsern ab. Dort bewegen sie sich laufend zwischen ihren Nahrungs- und Brutplätzen hin und her, ohne dabei entdeckt zu werden. Nur ihre auffälligen Balzrufe lassen auf ihre Anwesenheit schließen:

Der Wachtelkönig macht „rerrp rerrep“ oder „Crex crex“ (wie auch sein wissenschaftlicher Name lautet), während die Wachtel ein markantes „Pick per-Wick“ von sich gibt (auch Wachtelschlag genannt).

Insektenflug

Wenn sich der Sommer dem Ende zuneigt und die Gesänge der Vögel allmählich verstummen, ertönt das Orchester der Heuschrecken aus allen Winkeln der Wiesen. Entlang der Gräben fliegen Libellen, auf der Suche nach Beutetieren oder einem Partner für die eigene Reproduktion. Während sich Schmetterlinge nur noch gelegentlich zeigen, sind Bienen und Hummeln noch emsig dabei, den Nektar aus den letzten Blühpflanzen zu sammeln.

Landwirtschaftliche Nutzung

Bei einem Spaziergang durch die Borgfelder Wümmewiesen wird die Umgebung von allen Menschen individuell verschieden wahrgenommen. Sicherlich genießen es viele, draußen „im Grünen“ zu sein. Doch was ist dieses „Grüne“ eigentlich?

Im Naturschutzgebiet befinden sich keine Äcker, dennoch unterliegt fast jede einzelne Fläche einer landwirtschaftlichen Nutzung. Unterschieden wird zwischen Weiden und Mähwiesen. Auf letzteren wird Tierfutter produziert, entweder in Form von Heu oder als Silage. Wie viel Vieh auf den Weiden stehen und ab wann die Grünlandmahd erfolgen darf, ist in der Verordnung des Naturschutzgebietes festgelegt. Dieses Regelwerk ermöglicht eine schonende Bewirtschaftung im Sinne des Natur- und Artenschutzes.

Viele Tier- und Pflanzenarten haben sich mit dem Eingriff des Menschen in die Natur arrangiert und in den landwirtschaftlich genutzten Landschaften geeignete Lebensräume gefunden. Die einst künstlich geschaffenen Habitate werden heutzutage jedoch durch eine stark intensivierte Agrarwirtschaft bedroht. Folglich ist es notwendig, viele Arten durch eine angepasste Bewirtschaftung zu schützen.

Mahd (Zone 1)

In den zentralen Bereichen der Borgfelder Wümmewiesen darf erst ab Ende Juni das Grünland gemäht werden. Die Verordnung des Naturschutzgebietes gibt dafür den 25.06. eines jeden Jahres vor. Mit der Einhaltung dieses Stichtages wird vielen Tier- und Pflanzenarten genug Zeit gegeben, um ihren Nachwuchs aufzuziehen, bzw. ihre Samenreife zu erreichen. Außerhalb vieler Schutzgebiete ist es heutzutage durch Düngung möglich, den ersten Grünlandschnitt bereits Anfang Mai einzuholen. Zu diesem Zeitpunkt sind aber die meisten Tiere und Pflanzen noch mitten in der Brut-, bzw. Entwicklungsphase. Durch die Mahd wird dieser Reproduktionszyklus unterbrochen, was dazu führt, dass es keine Nachkommen gibt. Wiederholt sich dieser Vorgang über viele Jahre, verschwinden mehr und mehr Tier- und Pflanzenarten, da auf ältere Generationen keine jüngeren mehr folgen.

Ein später Mahdzeitpunkt ist also wichtig für die Vermehrung und damit für den Erhalt vieler Tier- und Pflanzenarten.

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